Astroteilchenphysik-Medaille für DESY-Forscher Christian Spiering

Christian Spiering

DESY-Forscher Christian Spiering wird “für seine herausragenden Beiträge zur Physik kosmischer Strahlen, insbesondere zu dem aufstrebenden Feld der Neutrinoastronomie” mit der prestigeträchtigen O’Ceallaigh-Medaille des Dublin Institute for Advanced Studies geehrt. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen. Spiering ist der erste deutsche Preisträger, der sich in diese Liste international anerkannter Wissenschaftler einreiht.

Spiering begann seine wissenschaftliche Arbeit am Institut für Hochenergiephysik der Akademie der Wissenschaften der DDR in Zeuthen bei Berlin, das 1991 ein Teil von DESY wurde. 1988 schloss er sich dem Baikal-Experiment an, dem 1996 der weltweit erste Nachweis von hochenergetischen Neutrinos in natürlichem Tiefenwasser gelang, und zwar durch die Registrierung des Cherenkov-Lichts, das durch geladene Teilchen ausgesandt wird, die ihrerseits in Neutrino-Wechselwirkungen erzeugt worden sind. Das war der erste Machbarkeitsnachweis dieser Methode für die Zwecke der Neutrinoastronomie.

Spiering nahm eine führende Rolle beim Bau des Neutrinoteleskops AMANDA ein, das im Eispanzer über dem Südpol installiert ist, und machte das Zeuthener Institut zu einem Hauptakteur in diesem Projekt. AMANDA ebnete den Weg zu IceCube, dem bislang einzigen Neutrinodetektor auf der Kubikkilometer-Skala. Spiering war Co-Sprecher von AMANDA und von 2005 bis 2007 Sprecher von IceCube. Beginnend mit dem Jahr 2012 registriert IceCube kosmische Neutrinos mit Energien von Peta-Elektronenvolt (PeV; 1015 eV). Das stellt einen lange erwarteten Durchbruch für die Neutrinoastronomie dar.

Bei der Selbstorganisation des jungen, dynamischen Feldes der Astroteilchenphysik nimmt Spiering auf nationaler wie auf internationaler Ebene eine führende Rolle ein. Als Vorsitzender des Science Advisory Committee von ApPEC (Astroparticle Physics European Coordination) hat er die europäische Forschungsstruktur des Feldes mitgeformt und die Erarbeitung der ersten europäischen Roadmap für Astroteilchenphysik geleitet. Er hat in einer Vielzahl von Gremien für die strategische Orientierung von internationalen Forschungsprogrammen oder von einzelnen Instituten gedient, wie etwa dem Particle And Nuclear Astrophysics and Gravitational International Committee (PANAGIC), dem CERN Science Policy Committee oder den wissenschaftlichen Beiräten des INFN (Italien) und NIKHEF (Niederlande).

Seit seiner Postdoc-Zeit in Dubna und der früheren Mitarbeit am Baikal-Experiment fühlt sich Spiering der Zusammenarbeit mit russischen Forschungsgruppen verpflichtet. Im Rahmen des Global Neutrino Network hat er alle gegenwärtigen Projekte der Neutrinoastronomie, unter Einschluss des Baikal-Experiments, zusammengeführt.

Die O’Ceallaigh-Medaille wurde gestiftet vom Dublin Institute for Advanced Studies und von Cormac O’Ceallaigh, dem langjährigen ehemaligen Direktor von dessen Abteilung für kosmische Strahlung. Sie soll Wissenschaftler ehren, die herausragende Beiträge zur Physik kosmischer Strahlen geliefert haben. Die Medaille wird am 13. Juli 2017 verliehen, als Teil der Eröffnungszeremonie der International Cosmic Ray Conference in Busan, Südkorea.