Jens Osterhoff erhält den Bjørn H. Wiik-Preis 2021

Blick in die Zukunft: Bjørn H. Wiik-Preisträger Jens Osterhoff mit einer Plasmazelle. Foto: DESY, Gesine Born

Er denkt groß, um die Lösung klein zu kriegen. DESY-Physiker Jens Osterhoff erhält in diesem Jahr den Bjørn H. Wiik-Preis in Würdigung seiner außergewöhnlichen Leistungen auf dem Gebiet der Plasmabeschleunigung. Unter seiner Leitung forscht bei DESY ein starkes Team an einer neuen Generation von Beschleunigern, die wesentlich kompakter, kostengünstiger und dennoch extrem leistungsstark sind.

„Die Umsetzung dieser weltweit kursierenden Idee erfordert zweierlei: ein großes, leistungsstarkes Beschleunigerlabor wie DESY und brillante Köpfe mit neuen Ideen und Durchhaltevermögen wie Jens Osterhoff“, sagt Jörg Rossbach, Vorsitzender des Bjørn H. Wiik-Preiskomitees. „Er erhält den diesjährigen Forscherpreis für seine herausragenden Arbeiten zur Entwicklung dieser Technologie, die weltweit Beachtung gefunden haben. Für die Zukunft von DESY ergeben sich damit aufregende Möglichkeiten für den Einsatz neuer Beschleuniger in Wissenschaft und Gesellschaft.“

Seit 2010 forscht Jens Osterhoff bei DESY; erst im Teilchenphysik-, seit 2019 im Beschleunigerbereich. Vor seiner DESY-Zeit war er unter anderem als Postdoctoral Fellow am Berkeley Lab in Kalifornien. Sein Chef und Mentor schon damals: DESYs Beschleunigerdirektor Wim Leemans: „2008 bin ich Jens zum ersten Mal begegnet und wusste sofort, dass er einmal sehr erfolgreich werden würde.“ Osterhoffs Talentförderung begann nach eigenen Aussagen allerdings bereits im Kinderzimmer: „Ich war immer neugierig und technikbegeistert und habe schon mit fünf Jahren an elektrischen Geräten meiner Eltern herumgeschraubt.“

37 Jahre später ist Jens Osterhoff bei DESY. „Ich glaube, es gibt keinen anderen Ort auf der Welt, an dem man so eine hochqualitative technische Unterstützung von Expertinnen und Experten hat wie bei DESY. Hinzu kommt eine stabile Grundfinanzierung durch das Helmholtz-Umfeld und die Freiheit, Visionen zu verfolgen und umzusetzen.“ Aus der Vision ist längst ein konkretes Ziel geworden: „Wir wollen bei DESY hochleistungsfähige, zuverlässige Plasmabeschleuniger bauen, die auch praxistauglich sind.“

Osterhoff erklärt die Idee dahinter: „Bei der Plasmabeschleunigung feuern kurze, starke Laserblitze oder Elektronen-Pulse in ein elektrisch geladenes Gas. In diesem Plasma erzeugen sie eine Art Kielwelle auf der Elektronenpakete wie Surfer reiten. Dabei werden sie auf kürzeste Distanzen zu hohen Energien beschleunigt, für die ein gewöhnlicher Beschleuniger 100 Meter lang sein müsste – wie unser FLASH-Beschleuniger beispielsweise. Zukünftige Mini-Beschleuniger sind vielleicht gerade mal ein paar Zentimeter groß.“

Für seine Forschung bekommt Jens Osterhoff jetzt den Bjørn H. Wiik-Preis 2021: „Preise sind wichtig, weil damit auch ein unabhängiges Gremium die Arbeit würdigt“, sagt er und fügt im selben Atemzug hinzu: „Für mich ist es ein Teampreis: Wir müssen ja Maschinen bauen, große Aufbauten verstehen, extrem komplexe Simulationen machen und am Ende alles vernünftig zusammenfügen.“ Oder anders: „Ich habe ja nicht allein im stillen Kämmerlein mit Gleichungen herumgespielt.“

Der Bjørn H Wiik-Preis ist der wichtigste Wissenschaftspreis von DESY. Er ist mit 3000 Euro dotiert und wird in Gedenken an den 1999 verstorbenen Vorsitzenden des DESY-Direktoriums, Bjørn H. Wiik, im Rahmen des DESY Science Days vergeben. Der Science Day, an dem auch die wissenschaftlichen DESY-Highlights 2021 präsentiert werden, findet in diesem Jahr am 10. November statt.