Das amerikanische Forschungszentrum SLAC und DESY werden in Zukunft noch enger zusammenarbeiten. Das war das Ergebnis eines Treffens der Leitungsebene beider Labore, das am 16. und 17. Juli am SLAC stattfand, mit dem Ziel, eine gemeinsame Strategie für die weitere Zusammenarbeit zu entwickeln.
Die Vertreter der beiden Zentren diskutierten die jeweils aktuellen Forschungsaktivitäten und Zukunftspläne ihrer Labore. Hierbei traten eine Vielzahl von Gemeinsamkeiten, aber auch einige Unterschiede in der strategischen Ausrichtung zwischen den beiden Forschungszentren zutage.
Die Liste der gemeinsamen Herausforderungen ist lang: Im Fokus stehen dabei die Weiterentwicklung von Röntgenlasertechnologien, Teilchenphysik-Detektoren, zukünftigen kompakten Beschleunigern und von neuen Rechenverfahren, um immer größere Mengen von wissenschaftlichen Daten in Röntgen-, Teilchenphysik- und Kosmologie-Experimenten zu verarbeiten.
„SLAC und DESY haben sehr viele Gemeinsamkeiten, und an vielen Projekten arbeiten wir bereits zusammen“, sagte SLAC-Direktor Chi-Chang Kao. „Bei Treffen wie diesem können wir ausloten, wie wir bei den kniffligsten Problemen noch enger und besser zusammenarbeiten können.“
DESY-Direktor Helmut Dosch fügte hinzu: „Das Treffen war eine ideale Gelegenheit, das Potenzial, das diese beiden Weltklasse-Forschungszentren gemeinsam haben, frei und offen zu diskutieren.“
SLAC und DESY verbindet eine lange Geschichte der Zusammenarbeit und des Wettbewerbs. Vor rund 50 Jahren wurden beide Zentren kurz nacheinander als Beschleunigerlabors für die Teilchenphysik gegründet. Im Laufe der Jahre wurden an beiden Standorten die Röntgenstrahlen – zunächst nur unerwünschtes Nebenprodukt beim Betrieb von Teilchenbeschleunigern – ein zunehmend wichtiges Instrument für die Wissenschaft. Heute sind SLAC und DESY interdisziplinäre Labors mit einem breiten Forschungsprogramm, das Beschleuniger Forschung, Teilchenphysik, Kosmologie, Forschung mit Photonen, Biowissenschaften, Chemie und Materialwissenschaften umfasst.
Die gegenseitige Befruchtung der einzelnen Disziplinen hat in beiden Zentren dazu beigetragen, in den letzten Jahrzehnten an der Spitze der Forschung zu bleiben. Eine ähnliche Entwicklung wollen die Direktorien auf ihrem gemeinsamen Strategietreffen anstoßen, um die Technologien voranzutreiben, die beide Forschungszentren in den nächsten Jahrzehnten benötigen, um weiterhin bahnbrechende Wissenschaft und Technologieentwicklungen zu ermöglichen.
Das Treffen an der amerikanischen Westküste war das erste dieser Art, für die Zukunft sind regelmäßige Treffen zur Zusammenarbeit der beiden Labors geplant. Bilaterale Arbeitsgruppen sollen detaillierte Vorschläge für eine verstärkte Zusammenarbeit in den gemeinsamen Bereichen erarbeiten. Auf dem nächstjährigen gemeinsamen Direktorentreffen, das dann bei DESY stattfinden soll, sollen die Ergebnisse dieses Konkretisierungsprozesses diskutiert und in Projekte umgesetzt werden.
„Das Treffen war sehr erfolgreich. Es wurde deutlich, wie sehr sich die Visionen DESYs und SLACs für ihre Zukunft decken“, sagte der stellvertretende SLAC-Direktor Norbert Holtkamp, der das Treffen organisierte. „Jetzt ist die Zeit, um die Ideen zur Zusammenarbeit in die Tat umzusetzen. Eine wichtige Rolle in dem Prozess wird auch der Austausch von Mitarbeitern in strategischen Bereichen spielen.“