DESY-Wissenschaftler wird Forschungsdirektor am CERN

Teilchenphysiker Eckhard Elsen tritt im Januar 2016 als CERN-Forschungsdirektor an.

Ab 2016 wird die italienische Teilchenphysikerin Fabiola Gianotti ihr neues Amt als Generaldirektorin des Forschungszentrums CERN in Genf antreten. Sie übernimmt die Aufgabe von Rolf-Dieter Heuer, der bis zu seinem Amtsantritt Forschungsdirektor bei DESY war. Und Gianotti holt sich wiederum Expertise von DESY in ihr Führungsteam: Sie beruft den Teilchenphysiker Eckhard Elsen als nächsten Forschungsdirektor zum CERN. Der CERN-Rat hat heute die Vorschläge Gianottis für das neue Direktorium angenommen. Neben Elsen gehören dazu Frédérick Bordry als Direktor für Beschleuniger, Martin Steinacher als neuer Verwaltungsdirektor und Charlotte Warakaulle als neue Direktorin für Internationale Angelegenheiten.

Eckhard Elsen ist seit 1990 bei DESY tätig und Professor der Universität Hamburg. Auf seinem Weg über Hamburg, Stanford, Heidelberg und DESY hat er an verschiedenen Experimenten der Teilchenphysik mitgewirkt, etwa an JADE und H1 bei DESY, OPAL am CERN sowie an DELCO und BaBar am SLAC National Accelerator Laboratory. Seit über zehn Jahren treibt er die Forschung und Entwicklung von Projekten der Hochenergiephysik bei DESY und international voran, insbesondere auch im Zusammenhang mit dem geplanten International Linear Collider ILC.

Als Projektleiter mehrerer EU-geförderter Forschungsprojekte und Mitglied in vielen internationalen Gremien ist Elsen überdies mit der internationalen Forschungspolitik vertraut. Seine Rolle als Vorsitzender des Large Hadron Collider Committee (LHCC) führte ihn tief in die Anforderungen der LHC-Experimente ein; dieses Komitee plant, diskutiert und überprüft das komplette Forschungsprogramm des Large Hadron Colliders.

 Während seiner auf fünf Jahre ausgelegten Amtszeit als Forschungsdirektor wird Elsen sich um das gesamte wissenschaftliche Programm und das wissenschaftliche Computing des CERN kümmern. Der Large Hadron Collider LHC beginnt gerade seine zweite lange Forschungsperiode. Er erreicht dabei Kollisionsenergien, die beinahe doppelt so hoch sind wie in der ersten Laufzeit, während der das Higgs-Teilchen gefunden wurde. Viele Wissenschaftler erhoffen sich in den nächsten Jahren ein tieferes Verständnis des Higgs-Mechanismus und erste Anzeichen neuer Phänomene, die beispielsweise Dunkle Materie erklären. Neben dem LHC fallen eine Vielzahl kleinerer Projekte am CERN in das Aufgabengebiet Elsens, genauso wie das wissenschaftliche Computing („Big Data“), an das der LHC enorme Anforderungen stellt und für das unter Führung des CERN Lösungen auch für andere Wissenschaftsbereiche entwickelt werden. Gleichzeitig werden während seiner Amtszeit die Weichen für die zukünftige europäische und globale Strategie der Teilchenphysik gestellt.

„Mein Ziel ist es, die Teilchenphysik in Europa und in der Welt weiterhin solide und breit zu etablieren. CERN ist gegenwärtig das wichtigste Zentrum für Teilchenphysik. Ohne die Ideen aus und den konstruktiven Wettstreit mit anderen Forschungszentren und ohne den Nachwuchs aus den beteiligten Universitäten hätte es diese Vorreiterrolle nicht. Ich möchte die Zusammenarbeit des CERN mit all diesen Einrichtungen weiter stärken“, so Elsen.

„So schmerzvoll es für DESY ist, einen Mitarbeiter wie Eckhard Elsen zu verlieren, so stolz sind wir auch, dass zum zweiten Mal in Folge einer unserer Wissenschaftler Teil des CERN-Direktoriums wird“, sagt Joachim Mnich, Forschungsdirektor bei DESY. „Es zeigt, dass Mitarbeiter unseres Forschungszentrums auf dem internationalen Parkett außerordentlich gefragt sind. Eckhard hat schon als Leiter des H1-Experiments seine Führungsqualität bewiesen, und ich freue mich, weiter eng mit ihm in seiner neuen Aufgabe zusammenzuarbeiten, “

„DESY und die Helmholtz-Gemeinschaft sind eine treibende Kraft in der Teilchenphysik und der größte deutsche Partner für die Experimente ATLAS und CMS am LHC“, fügt Helmut Dosch, Vorsitzender des DESY-Direktoriums, hinzu. „Deshalb freue ich mich sehr, dass mit Eckhard Elsen erneut ein DESYaner seine Erfahrung und seine Kompetenz einbringen wird, um die Zukunft von CERN und die der internationalen Teilchenphysik auf höchster Ebene mitzugestalten. Ich wünsche Eckhard für seine neue Aufgabe alles Gute.“