Jensen-Preis für DESY-Physiker Alexander Westphal

Theoretiker für Arbeiten zu Stringtheorie und Kosmologie ausgezeichnet

DESY-Physiker Dr. Alexander Westphal. Foto: Marta Mayer/DESY

Für seine herausragenden Beiträge zur Kosmologie in der Stringtheorie ist DESY-Forscher Dr. Alexander Westphal mit dem J.-Hans-D.-Jensen-Preis der Universität Heidelberg ausgezeichnet worden. Westphal beschäftigt sich insbesondere mit der sogenannten Inflation, die das Weltall in den ersten Sekundenbruchteilen nach dem Urknall um mindestens das Hundertquadrillionenfache aufgebläht haben soll.

Westphal untersucht die Einbettung von verschiedenen Inflationsmodellen in die Stringtheorie. Die Stringtheorie ist ein Kandidat für eine vollständig vereinheitlichte Beschreibung der physikalischen Gesetze einschließlich einer Theorie der Quantengravitation. Die Grundbausteine des Universums bestehen in der Stringtheorie aus winzig kleinen schwingenden Fäden. Je nach Schwingungsart dieser Fäden zeigen sie sich als das eine oder andere Elementarteilchen.

Diese Theorie besitzt eine ganze Fülle von Lösungen, die verschiedene mögliche Universen mit unterschiedlichen physikalischen Gesetzen bei uns zugänglichen experimentellen Bedingungen beschreiben. Damit existiert auch ein ganzes Spektrum an möglichen Inflationsmodellen in der Stringtheorie. Ein Hauptproblem für eine experimentelle Überprüfung der Stringtheorie ist, dass diese Fäden so klein sind, dass sie sich heute möglichen Laborexperimenten bislang entziehen. Der Zusammenhang zwischen Stringtheorie und Inflation, den Westphal untersucht, lässt sich aber vielleicht in Zukunft durch Messungen subtiler Polarisationsmuster in der kosmischen Mikrowellenhintergrundstrahlung (CMB) testen.

Der J.-Hans-D.-Jensen-Preis wurde anlässlich des 100. Geburtstags des Heidelberger Physikers und Nobelpreisträgers geschaffen und wird seit 2008 jährlich an herausragende Forscher auf dem Gebiet der theoretischen Physik vergeben. Die Auszeichnung ist mit einem Forschungsaufenthalt an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg verbunden. Begründet und finanziert hat den Jensen-Preis die Klaus Tschira Stiftung, die insbesondere Forschungsvorhaben und Schülerprojekte im Bereich der angewandten Informatik, in den Naturwissenschaften und der Mathematik fördert und die Lehre an staatlichen und privaten Hochschulen unterstützt.

J. Hans D. Jensen (1907-1973) stellte als theoretischer Physiker gemeinsam mit Maria Goeppert-Mayer das Schalenmodell des Atomkerns auf und trug damit wesentlich zum Verständnis der Eigenschaften leichterer Atomkerne bei. Für diese Leistung erhielten Jensen und Goeppert-Mayer im Jahr 1963 den Nobelpreis für Physik. Nach 1949 wirkte Jensen hauptsächlich an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.