1,2 Millionen Euro für neue Wege zur Dunklen Materie

Preisträger und Dunkle-Materie-Jäger Kai Schmidt-Hoberg

ERC Grant für DESY-Physiker Kai Schmidt-Hoberg

DESY-Forscher Kai Schmidt-Hoberg hat eine Förderzusage über 1,2 Millionen Euro vom Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC) bekommen. Der theoretische Physiker wird in den nächsten fünf Jahren mit einem ERC Starting Grant aus dem Forschungsförderprogramm Horizon2020 der Europäischen Union gefördert, um neue Forschungszugänge zur sogenannten Dunklen Materie (Dark Matter) zu erschließen. Die ominöse Dunkle Materie muss nach Beobachtungen der Wissenschaftler etwa fünfmal so häufig wie normale Materie im Universum vorkommen; bisher hat sie sich allerdings jedem experimentellen Nachweis entzogen.
Zoom (17 KB)

„Die Dunkle Materie steht ganz oben auf der Fahndungsliste der Wissenschaft, und mit dem baldigen Neustart des LHC bei höchsten Energien und etlichen weiteren Experimenten stehen wir heute an der Schwelle zur Entdeckung der ersten Teilchen dieser Parallelwelt“, sagt DESY-Forschungsdirektor Prof. Joachim Mnich. „Der Forschungsansatz von Kai Schmidt-Hoberg steht in guter DESY-Tradition, verschiedene Forschungsdisziplinen zusammenzubringen, um gemeinsam neue Ideen zu entwickeln.“

Von der Teilchen- über Astrophysik bis hin zur Kosmologie ist Dunkle Materie essentiell für Modelle und Beobachtungen der Wissenschaftler zu den Grundfunktionen unseres Universums. Sie wird für die Erklärung der Rotationsgeschwindigkeiten in Spiralgalaxien herangezogen und führt zu sehr eleganten Modellen zur Struktur unseres Universums. Dunkle Materie ist damit ein verbindendes Element vieler Physik-Disziplinen, die jeweils eigene Beschreibungen und Sichtweisen ihrer Eigenschaften haben.

Obwohl etliche Experimente, unter ihnen der Large Hadron Collider LHC oder das Experiment ALPS (Any Light Particle Search) bei DESY, im Aufbau oder bereits in Betrieb sind, ist es bisher noch nicht gelungen, sie experimentell festzunageln. Die jüngeren Experimente versprechen jedoch eine nie zuvor erreichte Nachweisempfindlichkeit. Deshalb sind viele Forscher überzeugt, bald erste experimentelle Nachweise dieses rätselhaften Stoffs zu finden.

Kai Schmidt-Hoberg will in seinem EU-geförderten Projekt die verschiedenen Wege der Suche nach Dunkler Materie zusammenführen und neue, multidisziplinäre Wege zur Lösung des Rätsels um die Dunkle Materie auffinden. Neue theoretische Modelle zur Beschreibung der Dunklen Materie, Überlegungen zu möglichen Erscheinungsformen in neuen Colliderexperimenten, neue Techniken zum Vergleich der Daten verschiedener Dark-Matter-Experimente sind die Hauptthemen des konzertierten Angangs. Zur Umsetzung plant Schmidt-Hoberg, ein Netzwerk exzellenter junger Wissenschaftler aus den verschiedenen Disziplinen zu gründen. Auf Basis eines intensiven Austauschs der bisher vorhandenen Ansätze und Forschungshintergründe wollen die Forscher neue Ideen entwickeln, die die Phänomenologie der Dunklen Materie in Europa entscheidend voranbringen soll.