Nachwuchs-Forschen via Zoom

„Beamline for Schools“-Gewinnerteams starten ihre Experimente am DESY-Testbeam – auch virtuell

Der 'Beamline for Schools'-Wettbewerb geht los – die Schülerinnen und Schüler sind am CERN und bei DESY angekommen.

Dass dieses Jahr nichts so ist wie sonst, hat die ganze Welt in den letzten Monaten gelernt. Auch der vom Forschungszentrum CERN organisierte Oberstufenwettbewerb „Beamline for Schools“ bleibt davon nicht verschont. Wo eigentlich zwei internationale Gruppen von Schülerinnen und Schülern aufeinander und auf ihre Experimente bei DESY stoßen sollten, hat es jetzt nur ein Team nach Hamburg geschafft: acht Schüler vom Werner-Siemens-Gymnasium in Berlin, für „Beamline for Schools“ unter dem Teamnamen „ChDR Cheese“ unterwegs. Ihre Mitgewinner – das sechsköpfige Team „Nations‘ Flying Foxes“ von der Internationalen Schule in Genf – werden ihr Experiment von der Schweiz aus betreuen, weil der Kanton Genf kürzlich vom RKI zum Risikogebiet erklärt worden ist. Sie werden sozusagen per Zoom-Standleitung in alle Vorträge und Kontrollräume dazugeschaltet und können so ihr in Hamburg stehendes Experiment virtuell durchführen.

Beamline for Schools ist ein internationaler Wettbewerb, der allen Schülerinnen und Schülern in der Oberstufe weltweit offen steht und vom CERN, der Europäischen Organisation für Kernforschung im schweizerischen Genf organisiert wird. Die Schülerinnen und Schüler finden sich zu Teams zusammen, überlegen sich ein Experiment, das mit Hilfe eines Teilchenstrahls von Beschleunigern durchgeführt werden kann, und schreiben einen kurzen „Forschungsantrag.“ Alle Anträge werden dann von Forscherinnen und Forschern von CERN und DESY evaluiert und zwei Gewinnerteams ermittelt. Diese werden im Herbst eingeladen, um ihre eingereichten Experimente an Strahlführungen im Testbeam zusammen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von CERN und DESY durchzuführen. Weil sich die Teilchenbeschleuniger am CERN in einer längeren Umbauphase befinden, findet der Wettbewerb schon zum zweiten Mal bei DESY statt.

Seit der Einführung des „Beamline for Schools“-Wettbewerbs im Jahr 2014 haben mehr als 11.000 Schülerinnen und Schüler aus 91 Ländern teilgenommen. Dieses Jahr haben 198 Teams aus 47Ländern weltweit einen Vorschlag für die siebte Auflage des Wettbewerbs eingereicht – trotz widriger Umstände wegen Corona.

„Wir freuen uns sehr, dass das Team „ChDR Cheese“ jetzt hier auf dem DESY-Campus ist! Es werden sicher außergewöhnliche und aufregende zwei Wochen“, sagt die Projektleiterin Sarah Aretz. „Der virtuelle Austausch mit dem Team am CERN wird eine ganz neue Erfahrung für alle sein.“ Die Teams erwartet eine Reihe von Sicherheitsunterweisungen und Einführungen in Software und Datenanalyse (und ein Sightseeing-Tag in Hamburg), bevor sie wie echte Wissenschaftler in den Kontrollraum einziehen.

„Es ist überwältigend, jetzt hier zu sein", sagt Philipp Loewe vom Team "ChDR Cheese". "Das sind so viele Eindrücke und Emotionen auf einmal! Vor allem können wir jetzt selbst ein Experiment machen und so Teil der Welt der Wissenschaft werden. Das ist ein schönes Gefühl."

Während das Team „Nations’ Flying Foxes“ nach neuen Teilchen suchen wird, will die Berliner Gruppe einen physikalischen Effekt – die Cherenkov-Beugungsstrahlung (Cherenkov Diffraction Radiation, ChDR) – nutzen, um die Qualität von Teilchenstrahlen in Beschleunigern zu verbessern.

Beamline for Schools ist ein Bildungs- und Outreach-Projekt, das von der CERN & Society Foundation finanziert und von einzelnen Spendern, Stiftungen und Unternehmen unterstützt wird. Für das Jahr 2020 wird das Projekt teilweise von der Wilhelm und Else Heraeus Stiftung mit zusätzlichen Beiträgen der Arconic Foundation, Amgen Switzerland AG sowie des Ernest Solvay Fonds, der von der König-Baudouin-Stiftung verwaltet wird, unterstützt.